Stadtgestaltung

Kapitel 3)   Stadtgestaltung

Grundsätze der Stadtgestaltung.
Die Verkehrsplanung spielt eine wesentliche Rolle.

Wichtig sind alle Verkehrsüberlegungen für das gesamte Wohn- oder Geschäftsumfeld.
Werden diese nicht im gebührenden Maß beachtet, leidet auf Dauer die ganze Stadt.
Stadtgestaltung beginnt nicht mit renovierten alten Fassaden oder endet beim Architekturtrend.
Sie beginnt bei der Grundvorstellung, wie sich eine mehr oder weniger große Teilfläche entwickeln soll. Dabei ist sorgfältig zu bedenken, ob durch eine der Mode entsprechende Architektur das Gesicht der Stadt wesentlich beeinflusst wird oder werden kann.
In aller Welt werden die Orte und Städte geliebt und besucht, die ihr eigenes Flair oder Gesicht behalten haben. Davon zeugt die Reisefreude der Menschen, die solche Orte besuchen.
Bergisch Gladbach ist nicht gerade ein Ort, der sich für eine Urlaubsreise aufdrängt. Umso wichtiger ist es,  die Dinge ins rechte Licht zu rücken, die leicht übersehen werden.

Verbesserung des Stadtbildes

Aus welcher Richtung man sich dem Waatsack nähert, das Stadtbild hätte eine Aufwertung dringend nötig. Von Westen kommend geht der Blick gegen eine beliebige und ungeordnete Bebauung an der Südseite der Hauptstraße. Von Norden stößt man genau gegen diese Bebauung.
Von Osten steht der Waatsack  einem freien Blick auf das Kulturhaus Zanders im Wege. Dabei bietet gerade dessen Ostansicht -neben den übrigen Seiten- eine der wenigen architektonisch ansprechenden Anblicke. Weiter nach Westen steht der Komplex -ehemals Heuser-/Quirls nicht gerade vorteilhaft als Eingang in die östliche Stadtmitte im Wege. Die Gebäude verstellen den Blick auf alten Friedhof und die Gnadenkirche.
Beide dokumentieren einen wesentlichen Teil  unserer Stadtgeschichte.

All diese Mängel ließen sich bei einer vorausschauenden Stadtentwicklungsplanung, die in einem BPlan ihren Niederschlag findet, beheben.

Bei einer beampelten Kreuzungslösung am Waatsack bleibt nicht nur die Möglichkeit einer nachhaltigen Verbesserung des östlichen Stadtkerneingangs auf der Strecke.

Dabei wird gleichzeitig völlig übersehen, welche Bedeutung eine zukunftweisende Verkehrslösung am Waatsack auch für die Geschäftszeile der nördlichen Seite der Hauptstraße vom Buchmühlenweg bis zum Kulturhaus Zanders für die Entwicklung des eigenen Hinterlandes haben könnte.

Ein paar neue Wohnblocks am „Strunde-Kanal“ lösen das Problem einer städtebaulichen Neuordnung im vorgenannten Bereich nicht.

 

Stadtgestaltung: sollte bei allen Maßnahmen bedacht werden.

Wenn eine Stadt für Einheimische und Besucher attraktiv sein und bleiben soll, muss sie auf ihre eigene Entwicklung zurückschauen um festzustellen, was gut oder weniger gut ist. Dabei spielt die soziologische Entwicklung eine große Rolle.
Eine Stadt, die wesentlich in der Zeit der industriellen Revolution gewachsen ist, ist mehrheitlich meist durch eine werktätige Bevölkerung der unteren und mittleren Einkommensschicht geprägt. Das wirkt sich besonders in der Architektur aus. Dabei haben weitsichtige Fabrikanten dazu  beigetragen, für ihre Mitarbeiter ansehnliche Wohnverhältnisse in größeren oder kleineren Siedlungseinheiten zu schaffen.
Bis heute prägen solche, aus sozialer Verantwortung entstandenen Viertel Teile unserer Stadt.
Besonders nach dem letzten Weltkrieg in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs zog es viele Bürger aus den umliegenden Großstädten in das landschaftlich reizvolle Bergisch Land, und generierte so den rechtsrheinischen „Speckgürtel“ um Köln und Leverkusen. Die neuen Bürger gehörten eher den gehobenen Einkommensschichten an. Sie siedelten in neu erschlossenen ehemaligen land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen. Es entstanden reizvolle Villenviertel, die auch dort stark durchgrünt sind, wo früher Äcker oder Wiesen waren. Die Grundstücke waren (und sind bis heute) meist großzügig bemessen. Die Eigentümer hatten meist Kinder und hofften, dass diese einst das Erbe gern antreten würden.
Die Erfahrung zeigt, dass diese Hoffnung oft nicht in Erfüllung ging oder geht, weil sich deren Berufs- und Lebensplanung mit dem angestammten Familiensitz nicht vereinbaren lässt. Die Folge ist, dass viele Objekte veräußert werden. Die Objekte, meist vor fünfzig und mehr Jahren errichtet, genügen in vielerlei Hinsicht nicht mehr heutigen Ansprüchen. Modernisierung und Umgestaltung sind oft unwirtschaftlich.
Deshalb erfolgen häufig Abbruch, Umbau oder Aufstockung. Dabei kann sich das Ambiente eines reinen Wohnviertels deutlich verändern. Es entstehen Mehrfamilienbauten dort, wo ursprünglich nur ein- oder zweigeschossige Ein- oder Zweifamilienhäuser standen mit Geschossen, die nach dem Gesetz zulässig sind, das Bild des Viertels aber grundlegend ändern. Oft entsteht ein neuer Sozialmix, der wenig förderlich für das Miteinander ist.
Dabei ist zu beklagen, dass viele Objekte von Investoren erstellt werden, denen der Erhalt gewachsener gesunder Strukturen egal zu sein scheint.

Fazit:
Ich wünsche mir eine Bauaufsicht, die nicht nur nach dem Buchstaben des oder der Gesetze entscheidet, sondern hinter jedem Paragraphen die Ratio des Gesetzes erkennt.

Schon in den Voranfragen sollen die Fragen der Stadtplanung und Stadtgestaltung mit den Antragstellern ausführlich besprochen werden.
Manchmal würde auch ein Hinweis auf die Möglichkeit der Zurückweisung eines Antrags zunächst um ein Jahr genügen, um Gesprächsbereitschaft zu finden.

 

Kreuzungen und Einmündungen
u. a. Waatsack

In vielen Städten im In- und Ausland kann man sehen und erleben, wie kluge Stadtbaumeister dafür gesorgt haben, dass auch in Zeiten der Postkutsche, der noblen Pferdekarossen und Fuhrwerke der Verkehr an Kreuzungen und Einmündungen übersichtlich blieb.
Das galt nicht nur für ebenes Gelände, sondern mehr noch für solche Anlagen, in denen Steigungen zu berücksichtigen waren.
Bei Kreuzungen denkt man dabei zunächst an ein eingeschriebenes Viereck, bei Einmündungen an ein einfaches „T“.
Mit Pferdegespannen ist das Anfahren und Anhalten nicht so einfach, wie es manchmal den Anschein hat. Beim Anfahren müssen die Pferde wesentlich mehr Kraft aufbringen als beim Dahinrollen. Jeder, der schon mal eine Handwagen gezogen hat, weiß das. Beim Anhalten ist der Rollwiderstand (Trägheit des Gefährtes) zu berücksichtigen.
Es war also klug, bei Straßenkreuzungen anstelle eines eingeschriebenen Quadrates ein eingeschriebenes Achteck als Grenze für die umliegende Bebauung zu wählen, um damit mehr Übersicht und Sicherheit zu erlangen. Für einfache Einmündungen gilt das analog. Die konsequenteste Umsetzung dieses Prinzips kannman im Zentrum von Barcelona studieren.
Als Alternative bot sich an, und ist auch heute noch vielerorts zu beobachten, das vorgenannte Prinzip nur im Erdgeschoss konsequent anzuwenden, die Obergeschosse aber in den Eckbereichen eckig oder rund auskragen zu lassen.
Gerade heutzutage bei weiter zunehmendem motorisierten Verkehr ist es angezeigt, sich die Erfahrungen aus der Vergangenheit zunutze zu machen. Das gilt besonders dann, wenn sich statt Ampellösungen Verkehrskreisel anbieten.

Eine wichtige Voraussetzung ist dabei die Fähigkeit, stadtplanerisch vernetzt zu denken.
Das bedingt jedoch eine Genehmigungsbehörde, deren Leitung dazu in der Lage ist, nicht nur nach den Paragraphen der Landesbauordnung NW und des Bundesbaugesetzbuches zu entscheiden, wenn kein rechtsverbindlicher Bebauungsplan vorliegt, sondern sich auch mit den Bauwilligen und deren Architekten gemeinsam bemüht, eine zukunftsträchtige Lösung zu finden.

So halte ich es für eine stadtplanerische Fehlentscheidung, an der Einmündung der Laurentiusstraße in die Odenthaler Straße einen Baukörper zu genehmigen, der genau das verhindert, was man vor Jahren mit dem Abbruch des Lokals „Zum Löstigen Dreck“ bezweckt hat, nämlich hier eine übersichtliche und zukunftsträchtige Lösung an der stark belasteten Kreuzung gestalten zu können.

Die Einmündung der Ferrenbergstraße in die Hauptstraße ist stadtplanerisch auch nicht zukunftsträchtig entworfen. Zumindest im Erd- und ggfs. 1. Obergeschoss hätte man über eine unter 45° angelegte raumtiefe Versetzung im Eckbereich nachdenken müssen. Der Verkehrsübersicht hätte das gut getan. Eine entsprechende Beratung mit dem Fachamt hat es wohl kaum gegeben.

Die Einmündung der Richard.Zanders-Straße in die Hauptstraße stellt nur bedingt eine zukunftsträchtige Lösung dar, wenn man an eine vielfältige Nutzung des Zanders-Geländes denkt.  Gerade im Hinblick auf die mit Sicherheit irgendwann kommende L286n ist hier vorausschauende versäumt worden.
Wie man vorausschauend an Kreuzungsbereichen klar überschaubar Objekte nach den Wünschen der Bauherrn und doch im Einklang mit den Gesetzen verwirklichen kann, sieht man an der Einmündung des Duckterather Weges in die Mülheimer Straße oder an der Kreuzung der B506 (Alte Wipperfürther Str.) mit der Reuterstraße. In beiden Fällen sah die Bauverwaltung zunächst eine Zeilenbebauung entlang der Hauptachsen vor, ehe sie meinen Vorschlägen folgte.

Ein Bereich, der dringend einer Neuordnung bedarf, ist der östliche Stadtkern von Gladbach, besonders der Areale beiderseits der Hauptstraße rund um den WAATSACK !

Es handelt sich um eine Fläche von der Strunde im Norden bis im zum Hanggelände im Süden unter dem EVK, von der Feldstraße im Osten bis zur Gnadenkirche im Westen. Mittendrin liegt der Waatsack an einer Kreuzung, die schon vor Jahren hätte umgestaltet werden müssen, als die Feuerwache von der Hauptstraße zur Paffrather Straße umzog, weil die notwendige Ampelanlage an der Feuerwache  regelmäßig den Verkehr störte. Ortskundige suchten und fanden Schleichwege. So waren die Straßen Am Mühlenberg und Vollmühlenweg einst vor allem bevorzugte Wohnstraßen, in denen sich prominente Bürger wohl fühlten. Weil diese Straßen von den verantwortlichen Stadtplanern zu innerstädtischen Umgehungsstraßen gemacht wurden, haben die Ansässigen nicht nur an Wohnwert, sondern ihre Grundstücke an Marktwert eingebüßt.
Für das Gesamtgebiet müssen Vorschläge von ausgewiesenen Stadtplanern entwickelt werden, die sich bestens mit den Örtlichkeiten auskennen, und nicht gleich der ersten Eingebung folgen.
Kritisches Hinterfragen auch der eigenen Überlegungen sind dabei unabdinglich.
Nun ist das Areal der Feuerwache verkauft, ohne Klarheit darüber zu haben, wie denn der beschriebene Bereich gestaltet werden soll. Was hier geschehen kann, muss in einem Entwurf zu einem B-Plan dargestellt werden.
Der Gesamtbereich bietet sich an, hier neue Akzente zu setzen für eine Wiederbelebung des dahinsiechenden Ostens. Neben der Befriedigung der Interessen des EVK und der ev. Gemeinde können auch die Interessen der übrigen betroffenen Anlieger bedient werden. Die vorhandene Brutto-Geschossfläche ließe sich um mindestens das 5-fache bis 8-fache erhöhen. Damit steigt auch der Wert  der jetzt im Hinterland liegenden Grundstücke.
Die Nutzung der rückwärtigen Flächen bedingt eine Verkehrslösung, die den bereits jetzt schon starken Verkehr an der Kreuzung nicht noch steigert. Ich weiß, dass es eine starke Lobby für eine Ampellösung gibt, und dass sich manche Planungsbüros mit einer Umstellung von ampelgeregelten Lösungen auf Kreisverkehre schwer tun.
Mir ist bei all meinen Recherchen im In- und Ausland kein Fall bekannt geworden, dass es bei einem Kreisverkehr zu langen Rückstaus gekommen wäre, es sei denn , es hätte dort einen Unfall gegeben, der schuldhaft verursacht wurde. Rückstaus an Kreiseln, auf Grund von Rechenmodellen prognostiziert, widersprechen allen internationalen Erfahrungen. Kurze Rückstaus kommen vor, wenn ängstliche Autofahrer unmittelbar vor einem Kreisel anhalten, und denen die Vorfahrtregel und das Reißverschlussfahren ein Buch mit sieben Siegeln ist.

Schon im August 2008 habe ich -veröffentlicht in der Presse- in einer Skizze dargestellt, wie eine Verkehrslösung am Waatsack mit einer Kreisellösung aussehen könnte.
Der Vorschlag fand zunächst allgemeine große Zustimmung, bis dann im Jahr 2009 im Zuge der „Regionale 2010 stadt gestalten“ von den Verantwortlichen an Kleinigkeiten, die selbstverständlich in einer ersten Gedankenskizze nicht dargestellt wurden, der Versuch unternommen wurde, den Kreisel zugunsten einer Ampellösung zu diskreditieren.
Seither konnte keine auch nur annähernd brauchbare Alternative mit einer Ampellösung vorgestellt werden.
Es ist meine Überzeugung, dass eine zukunftsgerechte Lösung nur mit einer Kreisellösung unter Abbruch bestehender Bausubstanz einschließlich des nur für Nostalgiker unter Denkmalschutz stehenden Waatsacks erreicht werden kann. Nach international geltenden Grundregeln für eine Denkmaleigenschaft konnte der Waatsack diesen Ansprüchen auch bei seiner Unterschutzstellung im Jahr 1983 nicht genügen. Aber die Ratsmehrheit hat so beschlossen, trotz vorgebrachter Gegenargumente.
Es zeigt sich wieder einmal, dass verantwortliche Baubeamte und von diesen beauftragte Gutachter nicht gern einen kostenlosen Vorschlag aufnehmen, der von einem ehemals freiberuflichen Ruheständler kommt.

Veränderungen in Wohngebieten

In vielen Städten und Gemeinden glauben Verwaltungen und Räte, einer meist prekären Haushaltslage durch Satzungen oder neue Ausweisungen in F-Plänen oder B-Plänen beikommen zu können.
Dabei wird die Schließung von Baulücken in Betracht gezogen, ohne das Eigeninteresse der Bürger zu berücksichtigen. Gern wird dabei mit „Eigentum verpflichtet“ argumentiert und nebenbei auch mit Zwangsmaßnahmen gedroht, wenn der Bürger anders will, als die Politiker möchten. Die sind nämlich verantwortlich, solange das Gesetz gilt, dass die Planungshoheit bei der Gemeinde liegt. Und das ist nicht die Verwaltung. Die hat auszuführen, was der Rat beschließt.
Aber auch Ratsbeschlüsse müssen dem geltenden Recht in strenger Auslegung genügen.

Leider ist zu beobachten, das ein anderes wichtiges Kriterium oft sträflich missachtet wird: Nämlich die Einordnung in die umgebende Bebauung.
Diese „Einordnung“ wird von der Baugenehmigungsbehörde hier in Bergisch Gladbach sehr (!) weitherzig ausgelegt, wie an vielen Stellen zu beobachten ist.
Der „Charme“ einer Stadt hängt von deren Gesamterscheinungsbild ab. Will man Neubürger gewinnen, so geht das nicht allein über gute Infrastruktur. Wichtig  -für viele Menschen am wichtigsten-  ist das Wohnumfeld. Nicht umsonst sind in der Vergangenheit neue Wohngebiete geplant und Bauten errichtet worden, die den Ruf bestimmter Stadtteile als besonders bevorzugte geprägt haben. Dort lebt eine Bürgerschaft, die man in der Regel nicht als einkommensschwach bezeichnen kann, und die mit über 60 % erheblich am Steueraufkommen der Stadt beteiligt ist. Will man dieses Niveau auf Dauer bei einer sich wandelnden altersbedingten Gesellschaftsstruktur halten, dann dürfen in solchen Gebieten keine Bauten genehmigt werden, die den Charakter des Siedlungsgebietes nachhaltig stören und damit auf Dauer die dort lebende Bevölkerung verdrängen.
Es ist deutlich zu beobachten, dass altersbedingt Ein- oder Zweifamilienhäuser veräußert werden, weil die dort aufgewachsenen Kinder ausgezogen und sich anderswo niedergelassen haben.
In vielen Fällen ziehen dort junge Familien mit Kindern ein, die den alten Charakter des Viertels erhalten.
Zu bedauern ist, wenn die Siedlungsstruktur prägende Altbauten abgerissen und aus wirtschaftlichen Interessen dort Gebäude entstehen, die aus dem „Baukasten“-Katalog  sein könnten.
Uniformität trägt nicht dazu bei, der Stadt ihr eigenes Gesicht zu retten.
Nur die wenigsten Neubauten mit mehreren Wohnungen („Residenzen“) haben kindgerechte Wohnungsgrundrisse. Sie sind eher für Ruheständler und wegen der Kosten für gut verdienende Singles oder Partnerschaften erstellt.
Spiel- und Bolzplätze (!) für Jugendliche sind Mangelware. Die braucht man dort ja auch kaum noch.
Ich wünsche mir eine Bauaufsicht, die bei Genehmigungsverfahren mehr Rücksicht auf gewachsene Strukturen nimmt. Werden diese ge- oder zerstört, leidet am Ende auch gewiss der Stadtsäckel! 

 

„Verklotzungen“ im Stadtbild
eine Ergänzung –
Im gesamten Stadtgebiet ist zu beobachten, dass althergebrachte Bauformen, selbst in überwiegend reinen Wohngebieten mit Satteldächern in unterschiedlicher Ausformung, bei Neubauten in anderthalb- oder zwei-geschossiger Bauweise kaum mehr berücksichtigt werden.
Dabei war es seit alters her für Architekten  selbstverständlich, auf bestehende Nachbarschaften gestalterisch Rücksicht zu nehmen. So entstanden bis heute vorbildlich gestaltete Siedlungen sowohl für Gutbetuchte wie für Bürger mit wenig Vermögen.
Im letzten Krieg entstanden in Bensberg und Bergisch Gladbach Wohngebiete, die sich durch eine „Einheit in der Vielfalt“ auszeichneten, und heute noch bevorzugt werden.
Dazu zählen beispielsweise große Teile in Refrath und Frankenforst, rund um den Odinweg, in Gladbach die Vogelwege zwischen Paffrath und der oberen Reuterstraße, in Nußbaum, in Rommerscheid und in vielen anderen Ortsteilen. Besonders die Siedlungen mit Ein- und Zweifamilienhäusern sind betroffen. Waren die Bewohner ursprünglich mit Kindern gesegnete Familien, wohnen heute vielfach ältere Ehepaar dort, deren Kinder sich anderswo niedergelassen haben, und nicht an eine Rückkehr denken. Also werden die Objekte meistbietend verkauft. Dann kommen Investoren, deren Ziel eine optimale Ausnutzung ist. Dabei spielt das Argument des dringend benötigten Wohnraums eine große Rolle. Die Bauaufsicht genehmigt dann Pläne, die das Bild des Umfeldes massiv beeinträchtigen. Zweigeschossige Bauklötze plus Staffel-Geschoß zwängen sich dann unter höchstmöglicher Auzsnutzung der Grundstücke zwischen bestehende Häuser, ohne Rücksichtnahme auf Nachbarn oder das Erscheinungsbild in der Nachbarschaft
Der üblen Beispiele gibt es in Gladbach zur Genüge.
Nicht viel besser sieht es beim Bau von Wohnanlagen aus, die gern als „Residenzen“ gebaut und an eine nicht ganz arme Klientel verkauft oder vermietet werden. ‚
In der Nähe von Zentren oder geschlossenen Blockbereichen mag das vertretbar sein, doch sollte auch hier Wert auf eine Erhaltung des über lange Zeit gewachsenen Stadtbildes geachtet werden.
Dies ist kein Plädoyer gegen Flachdächer (die ich selbst auch geplant und gebaut habe), sondern der Wunsch, sich daran zu erinnern, dass ein Architekt Gestalter sein soll, und nicht jedem Modetre
nd nachlaufen soll.
Leider ist es der Genehmigungsbehörde schon mehrfach gelungen, Privatleute mit guten Bauplänen für geeignete Flächen so zu vergraulen, dass sie das Handtuch geworfen haben, und ihre Grundstücke bis heute unbebaut sind. Sogar in Zentrumsnähe!
Ein weiterer Wichtiger Aspekt bei der „Verklotzung“ sind

Fehlende Frei- und Spielfläche
für Kinder und Jugendliche.
Es muss leider festgestellt werden, dass bei größeren Wohnprojekten die Belange der Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Zweifellos werden die meisten Wohnungen von Personen gekauft oder gemietet, die entweder schon das Rentenalter erreicht haben, oder in gesicherter beruflicher Position allein oder mit Kleinfamilie leben.
Gerade die Tatsache, dass immer mehr Menschen alt und manchmal auch pflegebedürftig werden, lässt die Notwendigkeit des Kinder-Nachwuchses erkennen.
Wenn immer mehr Wohnungen zwar altersgerecht mit allem Komfort, aber nicht kind- oder besser: kinder -gerecht erstellt werden, muss man darüber nachdenken, wie man kinder-freundlicher wird.
Dazu gehört vor allem, dass Kinder nicht nur genügend Platz in der Wohnung haben, sondern auch draußen genügend Freiraum haben, um sich auszutoben. Da genügen nicht Spielplätze mit teuren Spielgeräten und Sandkästen. Es fehlen Flächen, auf denen vor allem Heranwachsende ihreTalente entdecken und erproben können.
Der spielerische Wettkampf gehört dazu.
Hier entwickeln sich Gemeinsinn, Fairness, Geschicklichkeit  und „Fitness“,
das Zauberwort für die Singles „im besten Alter“.
In allen großen Städten weltweit ist festzustellen, dass die Verslumung und Kriminalitätsrate zunimmt, wo für den Nachwuchs der nötige Spiel-Raum fehlt.
Ic
h wünsche mir, dass bei Bauvorhaben die Interessen der Kinder und Jugendlichen
wieder stärkere Berücksichtigung in Genehmigungsverfahren finden. (10.01.2017)

„Regionale 2010“   Was hat sie der Stadt gebracht?

Mit viel Aufwand und Versprechungen wurde zu Beginn des Jahrtausends eine neue Stadtgestaltung propagiert, die im Wesentlichen aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden sollte.
Heute, anno 2016, darf und muss man fragen, ob sich der Aufwand gelohnt hat, ob das Stadtbild schöner geworden ist, das Geschäftsleben reicher und die Wohnqualität besser geworden ist. Ich meine, die Versprechungen wurden nicht gehalten. Vielmehr ist eine Verschlechterung in jeder Beziehung eingetreten.
Die ehemalige Fußgängerzone hatte ihr eigenes Flair und lud zum Verweilen ein. Der jetzige „Boulevard“ ist alles andere als einladend, auch nicht großstädtisch und attraktiv. Geschäfte mit einem höherwertigen Angebot gibt es kaum noch. Billig- und Handyläden beherrschen neben Banken das Bild der Stadtmitte vom Driescher Kreuz bis zum Waatsack. Der in erschreckendem Maß zunehmende Leerstand an Geschäftslokalen ist kaum zu stoppen, solange nicht ein Umdenken in der Stadtplanung einsetzt.

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist mir kein vorzeigbares Projekt bekannt, das auf Anregung der für die Entwicklung und Gestaltung der Stadt verantwortlichen Planungsabteilung entstanden wäre.

In erschreckendem Maß ist die obere Hauptstraße zum Stiefkind abgestempelt. Wie hier auf Dauer insbesondere östlich der Buchmühlenstraße urbanes Leben mit einem Mix aus gutem Einzelhandel, guter Wohnlage mit Aufenthaltsqualität auch abends (Lokalen und Cafés etc.) wieder entstehen kann, ist ohne eine klare Vorstellung  für das gesamte Umfeld um den Waatsack (siehe dort) bislang nicht erkennbar. Hier ist Abwarten auf eine Investor vertane Zeit. Angesagt ist gemeinschaftliches Engagement der Eigentümer unter Anleitung eines Planers, der das Vertrauen aller genießt.
Eine Stadtentwicklungsgesellschaft wird das nie schaffen, es sei denn, die Stadt erwürbe, und das ist reine Utopie, alle rundum anliegenden Grundstücke. Der Rat (der das Sagen hat!) und Verwaltung (die Beschlüsse auszuführen hat!) sind hier alsbald gefordert, wenn nicht weiter falsche Weichen gestellt werden sollen.

Objektförderung mit öffentlichen Mitteln mag im Einzelfall angebracht sein. Werden solche für Maßnahmen angefordert, deren Sinnhaftigkeit Zweifel aufkommen lassen, ist ein Verzicht manchmal besser. Siehe Rückhaltekanal im Buchmühlengelände! Für einen Bruchteil der Kosten wäre bei vernünftiger Überlegung das gleiche Ziel besser erreicht worden.
09.04.2016

3.9   Zum Hochwasserschutz
Dokumentation meiner Eingabe vom 04.09.2015
Entwässerungskonzept der Stadt

In der Angelegenheit habe ich am 04.09.2015 folgende Behörden mit einer umfangreichen Stellungnahme und Alternativvorschlägen für Retentionsmöglichkeiten im Bereich Buchmühle bis Herrenstrunden angeschrieben:
Ministerpräsidentin Frau Kraft

Reg.-Präsidentin Frau Walsken
Herrn Landrat Dr. Tebroken
Herrn Bürgermeister Urbach
Von der Stadt Bergisch Gladbach habe ich keine sachbezogene Antwort erhalten. Landrat und Bürgermeister mussten bis zum 10.11. 2015 beim RP Stellung nehmen. Der RP hat mich wissen lassen, dass die Staatskanzlei ihrerseits die Stellungnahme des RP abwartet, und diese mir dann auf meine Einlassungen antworten wird.

Forderung nach Überprüfung
des RW-Entwässerung
skonzepts der Stadt Bergisch Gladbach
-Gekürzte Fassung-
„Der Unterzeichner hat seit 1952 als Praktikant und ab 1957 als freischaffender Architekt und Stadtplaner mit vielen Neubauten im Innenstadtbereich bis zur Büroaufgabe 1995 gründliche Erfahrungen mit den Bodenverhältnissen und besonders dem hohen Grund- und Schichtenwasserstand gemacht. Dies trifft besonders für den Bereich von der Odenthaler Straße bis zum Driescher Kreuz zu.

Deshalb wundert es mich nicht, dass schon bei Beginn der Arbeiten zum Hochwasserschutz in der Odenthaler Straße Schwierigkeiten durch Wassereinbruch entstanden sind, die mit Sicherheit zu erheblichen Mehrkosten führen werden. (Und inzwischen geführt haben.)
Die gleichen Befürchtungen gelten für den Bereich Buchmühle, Forumpark und weiter in Richtung Westen.
Spätestens ab einer Tiefe von 3,00 m unter OK Gelände ist mit Wassereinbruch zu rechnen, dem nur mit Einsatz entsprechender Wasserhaltungs- bzw. Abpumptechnik begegnet werden kann.

Es ist unverständlich, dass zur Abwendung von Überflutungen im Stadtkern in den kommenden Jahren ein Betrag von zweihundert Millionen Euro (200.000.000,- €) aufgebracht werden soll.
Überflutungen in der Innenstadt, die es bis vor einigen Jahren nicht gegeben hat, sind weniger auf außergewöhnliche Wetterverhältnisse, als vielmehr auf bauliche Veränderungen im Stadtgebiet zurückzuführen, in denen es früher natürliche Regen-Rückhaltebecken (sog. „Retentionsflächen“) gab.
Schon bis zur Alten Dombach wird der Strunder Bach bei Starkregen hier zu einem kleinen Fluß, der sich schnell bis zur Odenthaler Straße erheblich aufstaut, weil die immer noch vorhandenen Mulden nicht mehr als Überflutungsflächen genutzt werden.
Dies gilt für den Bereich östlich der Igeler Mühle in Richtung Herrenstrunden. und weiter westlich in Richtung neue Dombach.
Die Überflutungen an der Hammermühle und der Odenthaler Straße sind eindeutig auf mangelnde Rückhaltemöglichkeiten im vorgenannten Bereich zurückzuführen und an Verstopfungen am Durchbruch unter der Odenthaler Straße.
Die Überflutungen im Bereich der VHS (Buchmühlenstraße) lagen keineswegs an der mangelnden Aufnahmefähigkeit des betonierten Bettes des Strunder Baches von der Odenthaler Straße bis zum Forumpark und weiter nach Westen, sondern an den viel zu kleinen Einläufen in den Strunder Bach, wie deutlich zu beobachten war.
Nach Abklingen des Schwalls aus dem Strunder Bach verlief sich das Hochwasser in wenigen Stunden.

Bei Durchführung geeigneter Maßnahmen im Buchmühlengelände sind Überflutungen mit Sicherheit zu vermeiden, ohne den Forumpark durch umfangreiche Baumaßnahmen mit notwendigen Baumfällungen zu zerstören.
Unkalkulierbare Risiken liegen in der zwangsweise für die geplante RW-Kanalverlegung erforderlichen Absenkung des Grund- oder Schichtenwassers. Auf die damit verbundenen wahrscheinlichen Folgen hinsichtlich der Wasserrechte der Fa. Zanders sei hier nur hingewiesen. Abhilfe kann unter Einsparung von einigen hunderttausend Euro geschaffen werden, wenn die Grünfläche am Strunder Bach-Kanal bis auf die Sohle des betonierten Bettes abgesenkt wird und so ein neuer Retentionsraum entsteht. Dabei kann der Bach-Kanal selbst nach Herausnahme der widersinnigen Verfüllung und einer unverständlichen Bepflanzung, die kein Fachmann begreift, durchaus auch attraktiv gestaltet werden, zumal die teure wegeseitige Bruchsteinverblendung durch die Verfüllung in wesentlichen Teilen nicht mehr sichtbar ist.
Die Rückhaltefläche selbst kann als Auenlandschaft mit Böschungen an die Umgebung angepasst werden.

Eine grobe Schätzung lässt hier eine Rückhaltekapazität von mindestens (!) 3000 cbm (dreitausend Kubikmeter) erwarten, wenn der Bach über sein wiesenseitig betoniertes Ufer tritt. Mit einem einfachen Wehr vor der Volkhochschule ist auch hier die Durchflussmenge zu regulieren.
Im weiteren Verlauf kann der Strunder Bach dann in den vorhandenen Betonkanal nahe der Hauptstraße eingeleitet werden.

Ob vom Bereich des zu errichtenden Kreisels an der Einmündung der Bensberger Straße in die Straße An der Gohrsmühle das Kanalbauprojekt dann in der bislang geplanten Größe überhaupt noch erforderlich ist, muß erneut untersucht werden.

Es kann nicht zugelassen werden, dass Unsummen ausgegeben werden für Projekte, deren Sinnhaftigkeit nicht erkennbar ist, zumal schon die Zisterne an der unteren Hauptstraße in ihren Dimensionen Zweifel aufkommen läßt.

Ich fordere deshalb alle am Verfahren beteiligten Dienststellen auf, die gesamte Maßnahme das bisher gelaufene Planungs-, Ausschreibungs- und Vergabeverfahren einer sorgfältigen Prüfung im Hinblick auf Kosten und Nutzen zu unterziehen.Die Bürger haben ein Anrecht darauf zu erfahren, wer in welchem Amt aufgrund welcher politischen Beschlüsse verantwortlich ist
1.  für die Vergabe der Planung,
2. 
für die Überprüfung der Planvorstellungen,
3. 
für die die Genehmigung der Planung und Erstellung des Kostenvoranschlages,
4. 
für die Finanzierung,
5. 
für die Ausschreibung und Vergabe,
6. 
für die verantwortliche Bauleitung.

Schließlich muß verbindlich geklärt sein, wer die Haftung für die Gesamt-maßnahme zu übernehmen hat.
Ich darf eine entsprechende Antwort erwarten.
Es ist unerträglich, dass bei vielen großen Baumaßnahmen der öffentlichen Hand fast nie jemand gefunden wird, der für eingetretene Desaster verantwortlich ist.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hardi Wittrock
freiberufl. Architekt und Stadtplaner i. R.“

Stellungnahme des Ministeriums
am 03.02.2016 erhielt ich per Post eine Stellungnahme des Ministeriums für KULNV vom 29.01.2016, Unterzeichner Herr Dr.-Ing. Viktor Mertsch.
In den vergangenen knapp vier Monaten erhielt ich von den nachgeordneten Behörden (RP, Landrat, BM) auf meine Anregungen und Fragen keinerlei Antwort. Vom RP erfuhr ich, dass mir aus Düsseldorf geantwortet würde.
Mit keinem Wort geht der Brief auf meine Bedenken und Vorschläge ein. Angesichts der Tatsache, dass es bei den geplanten Maßnahmen um Kosten -aus Steuermitteln- in einer Höhe von über 200.000.000,- € geht, erstaunlich.
Der Brief weist auf die Vorgeschichte der Planung und Vergabe hin, die ordnungsgemäß erfolgt sei.

Die geplante Maßnahme für den von mir dargestellten Bereich von der Igeler Mühle bis hinter den Forumpark ist offensichtlich keiner sachlichen Prüfung unterzogen worden. Die im Schreiben angeführten Gründe für die Überschwemmungen habe ich ja ebenfalls beschrieben. Ich kann und will die Rechts-Grundlagen nicht kommentieren. Mir sind diese hinreichend bekannt.

Interessant ist der Hinweis: Zitat:  „Die politischen Beschlüsse zu Maßnahmen der Gewässerunterhaltung und Abwasserbeseitigung der Stadt Bergisch Gladbach werden generell im Ausschuss für Umwelt, Klima, Infrastruktur und Verkehr (AUKIV) der Stadt Bergisch Gladbach getroffen. Dieser Ausschuss hat sowohl das Abwasserbeseitigungskonzept beschlossen als auch den Beschluss zur Zustimmung zum Hochwasserschutzkonzept Strunde und zur Umsetzung derselben gefasst – einschließlich der Finanzierung der Massnahmen.“

Ich gehe davon aus, dass die Stellungnahme der Stadt über den Landrat und die Regierungspräsidentin die Stellungnahme der Landesregierung wesentlich bestimmt hat.
Damit ist auch die Schuldfrage klar beantwortet.
Die Maßnahme wird noch lange für Diskussionen sorgen.

Vom Ergebnis bin ich enttäuscht.
Die Offenlegung des Strunder Baches ist in meinen Augen keine Meisterleistung.
08.05.2017

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