Zentrenentwicklung

Kapitel 5)    Zentrenentwicklung

Bensberg                                                       02.02.2016
Über  Möglichkeiten zur Entwicklung des Zentrums von Bensberg habe ich in den Jahren 2008 und 2009 im Bensberger Ratssaal bei Bürgerversammlungen ausführlich referiert.
Wesentliche Inhalte werden hier aktualisiert dargelegt.
Mit zunehmender Sorge muss man die städtebauliche Entwicklung des Ortskerns von Bensberg – ich nenne in nachfolgend kurz „Burgberg“- in den letzten Jahren verfolgen.  Anfang April 2008 titelte der Kölner Stadtanzeiger: „Der Anfang vom Ende in Bensberg“. Das war nach dem Auszug von Edeka aus dem Loewen Center.
Städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten für Zentren und Subzentren sind vor allem auch abhängig von der Topographie, die in der Regel nur marginal veränderbar ist. Für den Burgberg gilt das in besonderer Weise.

Beschreibung des Ist-Zustandes
(Anamnese und Diagnose)
In den letzten Wochen konnte man lesen, dass die Zukunft des leerstehenden Loewen-Center bislang keinesfalls gesichert ist. Woran liegt es, dass der Einkaufsschwerpunkt derzeit keine positive Entwicklung zeigt: Die Gründe sind zweischichtig.

Es fehlen 1. die politischen Rahmenbedingungen. Es fehlt 2. offensichtlich am Willen der größeren Grundbesitzer an der Schloßstraße, den äußeren topographisch bedingten Vorgaben gemeinsam zu begegnen. Schon 2008 habe ich das bemängelt.

Um für die Zukunft planen zu können, ist ein Rückblick unausweichlich. Das alte Schloß war Mittelpunkt einer Ansiedlung, die Arm und Reich anzog. Eine eigene Gerichtsbarkeit unterstrich die Bedeutung. Die hervorragende Lage auf der Höhe wurde mit dem Bau des neuen Schlosses manifest. Umliegende Siedlungen blieben zunächst kleinräumlich bezogene Ortsteile. Aber es entstand wesentlich nach Westen eine Siedlungsstruktur, die bis zur Mitte des 2o. Jahrhunderts die Entwicklung des Stadtkerns bestimmte, und von der Hanglage geprägt war und ist. Der steile Anstieg von Westen nach Osten ist Grund für den Verlauf der Straßen von Norden nach Süden, also quer zum Anstieg.

Die Bergisch Gladbacher Straße und die Overather Straße hatten für die Entwicklung der Bensberger Freiheit nur geringe Bedeutung. Die unterschiedlichen Nutzungen des neuen Schlosses (Besatzung, Kadettenanstalt, Napola)  spielten eine entscheidende Rolle, weil damit eine Veränderung der soziologischen Struktur verbunden war. Die Bevölkerung war zunächst mehrheitlich ländlich und gewerblich tätig, wurde aber zunehmend auch von Beamten und Offizieren mitgeprägt. Refrath mit Frankenforst, Moitzfeld und Herkenrath spielten für ein Aufblühen des Stadtkerns am Burgberg in den Jahren nach 1950 nur eine untergeordnete Rolle.

Nach 1950 war eine spürbare Aufbruchphase für die Schloßstraße auszumachen. Ein Grund ist darin zu sehen, dass neue Straßen gebaut wurden. Durch den Bau der Steinstraße wurde über den Ausbau der Buddestraße eine neue Nord-Süd-Verbindung von Untereschbach bis Bergisch Gladbach geschaffen. Die Saaler Straße wurde zur direkten Verbindung zwischen Burgberg und Refrath. Die Wipperfürther Straße erhielt durch den Ausbau neuer Siedlungsflächen in und um Moitzfeld eine neue Bedeutung.

Der Ausbau neuer Wohngebiete erforderte neue Möglichkeiten zum Einkauf, von denen der bereits ansässige Einzelhandel am Burgberg in erheblicher Weise profitierte. Allerdings zeigte sich ein anderes Phänomen: Die Arbeitsstätten der Menschen in den neuen Siedlungen lagen und liegen meist außerhalb Bensbergs. Und so kommt es zu Pendlerströmen in Richtung Rheinschiene. Ein Grund liegt im zunehmenden Ausbau von Deutz und Kalk und weiter nach Osten als großer Dienstleistungsbereich für Köln und das rechtsrheinische Umland.

Verbunden war und ist damit eine zeitweilige Überlastung des Verkehrsnetzes. Abhilfe war und ist nur zu schaffen durch den Bau neuer Verkehrswege (L286n) und Ausbau vorhandener Straßen und die Verbesserung im ÖPNV. Es darf nicht übersehen werden, dass der Bau der BAB4 mit den Anschlußstellen Moitzfeld, Frankenforst und Refrath nicht nur Pendler zur Arbeit in die nahe Großstadt zieht, sondern gleichzeitig Kaufkraft abfließt, weil dort mehr Einkaufsmöglichkeiten bestehen.

Es muss bezweifelt werden, dass die Verlängerung der Stadtbahn erhebliche Käuferschichten zum Burgberg zieht, solange nicht dafür gesorgt wird, dass die Einkaufszone auch bequem erreicht werden kann. Egal mit welchem Verkehrsmittel: Bahn, Bus oder PKW.

Nun ist es für einen Stadtkern, der nicht nur Einkaufszentrum, sondern möglichst auch Kultur- und Bildungszentrum sein soll unerlässlich, dass er auch über eine möglichst hohe Aufenthaltsqualität verfügt. Dazu müssen folgende Kriterien beachtet werden:
1.  Man muss sich möglichst ungestört bewegen können. Es soll also kein Verkehr auf Rädern stattfinden. Schlagwort: Verkehrsberuhigung.
2.  Man muss erwerben können, was zum täglichen Lebensunterhalt vonnöten ist. Also ein Angebot für jedermann. Darüberhinaus sollten auch Ansprüche befriedigt werden an Dinge, die man oft oder alltäglich braucht und zwar wünschenswert, aber nicht lebensnotwendig sind.
3.  Es muss auch ein Angebot an Waren geben, die höheren Qualitätsansprüchen genügen, und damit in einem höheren Preissegment liegen, das einer anspruchsvolleren und zahlungskräftigeren Kundschaft gerecht wird.
4.  Das Ambiente -die Atmosphäre- im Freien oder unter Dach muss zum Verweilen einladen. Übermäßige optische oder akustische Reklame ist wenig verkaufsfördernd.
5.  Zu einem anziehenden Zentrum gehören gepflegte Aufenthaltsmöglichkeiten in Cafés oder
Restaurants. Das schließt einfache Bistros oder Kneipen nicht aus.
6.  Es müssen  sich alle Käuferschichten angesprochen und angezogen fühlen. Rücksichtnahme auf bestimmte Alters- und/oder Einkommensschichten ist kontraproduktiv.
7.  Neben den Einkaufswünschen sollten auch kulturelle Bedürfnisse Beachtung finden. (Kino)

Alle Anstrengungen sind vergebens, wenn diese „Mitte der bürgerschaflichen Begegnung“ schlecht oder unzureichend erreichbar ist.
8.  Deshalb muss der Besucher dicht und bequem herangeführt werden, egal ob er sich mit Bus, Bahn oder PKW nähert. Entscheidend ist, dass er bequem die vorhandenen Höhenunterschiede überwinden kann. Ob im Freien oder unter Dach spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Zur Diagnose gehört die Feststellung des Status quo im Bereich der Schloßstraße.

Die Schloßstraße führt von Nordwesten nach Südosten etwa auf halber Höhe des Burgbergs. Sie verfügt mit der bergseitig gelegenen Engelbertstraße und der talseitigen Steinstraße über zwei fast parallel verlaufende Straßen, die für die Erreichbarkeit der Schloßstraße entscheidende Bedeutung haben.

An der Steinstraße liegt mit dem Verkehrsbauwerk -Straßenbahnendpunkt, Busbahnhof, Taxistände und Parkflächen- der entscheidende Anlaufpunkt für alle Besucher, die auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen müssen. Außerdem liegen hier die privaten Parkplätze der Grundstückseigentümer an der Schloßstraße. Von hier aus muss man zur Schloßstraße aufsteigen. Für ältere Leute oder Eltern mit Kinderwagen oder mit Hilfsmitteln (Rollator oder Rollstuhl) ein mühsames Unterfangen.

Im Norden liegen an der Engelbertstraße öffentliche bewirtschaftete Parkplätze, von denen aus man zur Schloßstraße absteigen muss. Die einzige Hilfe bot hier der wenig einladende Personenaufzug auf dem Parkdeck des ehemaligen Loewen Center. Ansonsten ist man auf die Benutzung der noch vorhandenen  Treppenanlagen angewiesen. Die derzeitige Führung der Fußgänger und das völlig unzureichende Angebot an Parkplätzen -und das bei allgemein zunehmender Motorisierung-  tragen nicht zur Belebung des Handels an der Schloßstraße bei.

Die Attraktivität kann hier nur  entscheidend verbessert werden, wenn es gelingt, den potentiellen Kunden die Wege in alle Richtungen bequemer zu machen.

Die soziologische Struktur der Bensberger Bürger ist in der Regel mit „Bildungsbürgertum“ und gehobenem Einkommen treffend beschrieben. Wenn in Alt-Gladbach mehr Bürger eher den unteren Einkommensstufen zuzuordnen sind, liegt das an der immer noch stärker industriell und gewerblich geprägten Struktur der Stadt. Diesen Tatsachen muss man bei allen Planungen gerecht werden. Dabei darf  es keine Tabus oder Vorbehalte geben, auch wenn diese aus Kreisen besitzender Anlieger oder aus Rat oder Verwaltung kommen.

Derzeit kann der Fußgänger die Schloßstraße auf folgenden Wegen erreichen:
a)   von der Kadettenstraße über eine unübersichtliche Treppe,
b)   von der Engelbertstraße aus 1. über eine Treppenanlage zwischen LC-Parkdeck und Riegel,  2. über einen Durchgang im Treppenhaus des Riegels (Haus Nr. 5) vom Wilhelm-Wagener-Platz aus,  3. gegenüber vom Irish Pub führt ein steiler Weg und eine Treppe ans südliche Ende der Schloßstraße.
c)   Von der Steinstraße führen Wege   4. über die Gartenstraße,  5. über eine Baulücke zwischen Adler-Apotheke und Foto-Porst, die nur durch eine Doppelgarage eingeengt ist,  6. über einen Privatweg  zwischen der Pizzeria Italia und „Ihr Platz“,   7. über den privaten Parkplatz auf Ebene 1 (Gräfrath (?), der ca. 3,50 m über dem Niveau der Steinstraße (Ebene -2) und ein Geschoß tiefer als die Ladenebene an der Schloßpassage mit Kino und Bücherei.,  8. über den Erna-Klug-Weg  und   9. über einen Fußweg von der Steinstraße  zum Schloß/Forum/Bensberg.
d)   Von der Straßenbahnendhaltestelle führt ein Fußweg unter der Steinstraße durch einen wenig einladenden Tunnel zur Ostseite der Steinstraße, und von dort treppauf zur Nutzung mehrerer der unter c) genannten Möglichkeiten.

Alle unter a) bis d)  genannten Möglichkeiten sind wenig einladend und teilweise abstoßend.
Sie genügen heute allgemein gültigen Ansprüchen nicht
.

Über die Architektur an der Schloßstraße ist hier nicht zu richten. Sie entspricht dem damaligen Zeitgeist. Positiv muss vermerkt werden, dass die Schloßstraße immer noch über eine Anzahl guter und sehr guter Fachgeschäfte verfügt, die man im Stadtzentrum von Gladbach vergeblich sucht. Das bringt aber keinen Gladbacher zum Einkauf nach Bensberg. Dafür ist Köln zu gut erreichbar.

Ein Arzt kann die Symptome einer Krankheit nur erfolgreich behandeln, wenn er sich deren Ursache gewiss ist. Nicht selten führen verschiedene Therapien zum Erfolg.

Therapie:    Was kann man tun?
Es ist hinlänglich öffentlich diskutiert worden, dass die Attraktivität der Schloßstraße gesteigert werden muss, um mehr Besucher auch als Kunden anzulocken. dabei kann kein noch so guter „Ankermieter“ im Loewen Center -oder neuerdings „Marktgalerie“- für eine stärkere Belebung sorgen, wenn nicht ein paar grundsätzliche Forderungen an die Stadtplanung erfüllt werden.

1.   Eine Belebung der Schloßstraße kann auf Dauer nur erfolgen wenn eine leichte Erreichbarkeit von der Talseite und der Bergseite her entscheidend verbessert wird.
2.   Nach aller Erfahrung im In- und Ausland wird die Öffnung einer Fußgängerzone für den Fahrverkehr auf Dauer nicht zu einer Belebung führen, weil die Aufenthaltsqualität, die mit einem Einkauf verbunden sein soll, empfindlich geschmälert wird.
3.   Wesentlich für die Akzeptanz einer Einkaufszone ist neben der Erreichbarkeit die Gestaltung ihrer Zugänge. Das ist eine Frage der Stadtbildpflege.
4.   Oft vertreiben Sortimenter des Billigsektors zunächst die Kunden mit höheren Ansprüchen, und als Folge alteingesessene Geschäfte. (Letzteres ist ja schon seit einigen Jahre zu beobachten).
Ohne Beachtung dieser Grundforderungen und die damit verbundene notwendige Einleitung von Maßnahmen zur Durchsetzung bleiben alle Bemühungen Stückwerk und führen zum Rückschritt.
Deshalb müssen sich Einzelhandel und Rat einig werden, dass es ohne erhebliche finanzielle Anstrengungen von beiden Seiten nicht geht.
Hier muss ein Umdenken von den Beteiligten einsetzen. Jede Werbung verliert ihre Wirkung, wenn der Bequemlichkeit der Kunden nicht Rechnung getragen wird.
Vordringliche stadtplanerische Aufgabe ist es, ein auf Dauer tragbares Konzept für die Erreichbarkeit der Schloßstraße zu Fuß zu entwickeln, dass sich in einzelnen Maßnahmen verwirklichen lässt.
Damit in
nächster Zeit keine Fakten geschaffen werden, die einer sinnvollen Gestaltung entgegenstehen, muss

a)   baurechtlich das Instrument der Zurückstellung von Bauvorhaben in Anspruch genommen werden. Und zwar solange, bis Klarheit über die Verträglichkeit mit einer städtebaulichen Gesamtplanung für den Burgberg besteht, die dringend in Angriff genommen werden muss.
Der Rat hat hier die Verantwortung, die Verwaltung die Pflicht.
b)   Mit den Eigentümern an der Schloßstraße muss Einigkeit erzielt werde, dass es ohne ein finanzielles Engagement nicht geht. Schließlich profitieren alle davon. Auch über einen Planungswertausgleich darf nachgedacht werden.
c)   Dem Rat muss daran gelegen sein, zurzeit abfließende  Kaufkraft hier zu binden. Dazu ist auch ein Einsatz öffentlicher Mittel sinnvoll.
d)   Derzeit ist nicht bekannt, wie nach einer -wahrscheinlichen- Umplanung die neue Marktgalerie aussehen soll. Wünschenswert wäre in jedem Fall, den oberhalb gelegenen Marktplatz als gut gestalteten Platz mit außergewöhnlichem Blick in die Rheinebene
weitgehend zu erhalten und nicht durch Anlieferungs- oder klimatechnische Bauteile zu zerstören.
e)   Es muss sichergestellt sein, dass deren notwendige Treppen- und Aufzugsanlagen immer zugänglich sind.
f)   Das Treppenhaus des Hause Nr. 5a vom Wilhelm-Wagener-Platz zur Schloßstraße
könnte in eine Passage mit einem leistungsfähigen lichten Aufzug mit Halt auf jeder Nutzerebene umgestaltet werden. Dabei könnte dieser innen oder außen installiert werden.
Denkbar wäre hier auch, auf jeder Ebene eine Gebäudeachse gewerblich zu nutzen.
Der vorhandene Laubengang an der Schloßstraße sollte von Norden eine Verbindung mit der neuen Marktgalerie haben, um die Erreichbarkeit im Obergeschoss des Riegels zu erleichtern.
Ohne mindestens zwei ständig bequeme und leistungsfähige Verbindungen zwischen Markt und Wilhelm-Wagener-Platz zur Schloßstraße – unabhängig von der oder den Einrichtungen der Marktgalerie- wird es keine dauerhafte Belebung geben.
Schließlich: Ein Problem in diesem Bereich bleibt die Anordnung oder Errichtung von PKW-Stellplätzen. Eine denkbare Alternative wäre eine Tiefgarage unter dem Wilhelm-Wagener-Platz mit direktem Ausgang Richtung Schloßstraße. (Haus Nr. 5a)

Die Situation an der Steinstraße erfordert ebenfalls ein Umdenken, wenn diese nicht nur eine wichtige Verkehrsachse  sein soll. Impulse für das Geschäftsleben gehen von hier  nicht aus.
Ein Grund liegt in der ungünstigen Lage der öffentlichen Parkflächen am Busbahnhof und den wenigen allgemein zugänglichen privaten Parkplätzen in den Hinterhöfen der Geschäfte an der Schloßstraße. Wichtiger aber sind die beschwerlichen Fußwege empor zur Schloßstraße.
Dabei böte es sich auch heute noch an, in einer gemeinsamen Aktion der Eigentümer unter Ausnutzung der Höhendifferenzen mindestens zwei die Steinstraße begleitende Parkebenen zu schaffen. Evtl. vorhandene Bauteile zu unterfangen, ist keine unlösbare Aufgabe. Über den Parkebenen könnte zusätzlich nutzbarer Raum geschaffen werden.
Parkplätze an der Steinstraße allein genügen nicht. Es müssen neue Auf- und Abstiege
zum Zentrum geschaffen werden. Drei Örtlichkeiten bieten sich an:
1.   Am „Schloß/Forum/Bensberg“ ist Platz für eine ansehnlich gestaltete Anlage mit Treppe, Rolltreppe oder Aufzug. Hell eingehaust und jederzeit zugänglich wäre das eine Bereicherung für den nördlichen Teil des Zentrums.
2.   Neben dem Kino liegt unter der Steinstraße ein Tunnel als Zugang zur Straßenbahn und zum Busbahnhof mit Parkplätzen. Kino und Bücherei sind innerhalb des Gebäudes erschlossen. Daneben findet man unter Wert bebaute Flächen und einen Fußweg.
Auch hier bieten sich Möglichkeiten.
3.   Von der Steinstraße führt ein Weg hinauf zur Adler-Apotheke. Das Grundstück ist überwiegend nicht oder unter Wert bebaut. Eine Baugenehmigung sollte nur unter Auflagen erteilt werden. Diese sind im Allgemeininteresse durch Erleichterungen bei der Festlegung von GRZ, GFZ und BMZ zu kompensieren.
Bei allen Maßnahmen ist zu prüfen, in welchem Maß oder welcher Weise die Stadt von der oder den privaten Investitionen profitiert, und ob sie sich daran finanziell beteiligen kann. Ablösebeiträge für Stellplätze wären hier sicher gut angelegt.
Alle Auf- und Abstiege müssen deutlich erkennbar sein.
Schließlich darf nicht vergessen werden, dass auch die architektonische Gestaltung eines jeden Objektes nicht außer acht gelassen werden darf.

Es ist höchste Zeit, auch politisch aktiv zu werden.
02.03.2016

Bergisch Gladbach

Unter dem Titel „Gedanken zur Stadtentwicklung in Bergisch Gladbach“ habe ich im Januar 2005 eine ausführliche Darstellung  der Verwaltungsspitze und Ratsmitgliedern zukommen lassen.
Auf Wunsch des damaligen Vorsitzenden von Haus & Grund Bergisch Gladbach e. V. habe ich diese im Januar 2009 überarbeitet und dem Bürgermeister, dem Vorsitzenden von Haus & Grund und einigen Ratsmitgliedern zukommen lassen.
Stellungnahmen habe ich nicht erhalten.
Im Januar 2012 legte ich „Stadtplanerische Grundsätze“ einem erweiterten Personenkreis vor, die auch in der Presse ohne Echo blieben. Nachfolgend der unveränderte Text vom 06.01.2012.

1.     Stadtplanung umfasst alle Gesichtspunkte, die für eine Stadtentwicklung notwendig sind. Sie muss sich immer auf die gesamte Stadt (oder Ort) beziehen, und darf dabei die Planungsabsichten der Nachbargemeinden oder Städte nicht unberücksichtigt lassen.
2.    Bei der zu überplanenden Stadt (es gibt immer schon vorhandene aber zu aktualisierende Planungen, wie z. B. geltende vorbereitende Bauleitpläne = „Flächennutzungspläne“ und gültige Bebauungspläne) müssen folgende Gesichtspunkte jeweils integrierend beachtet werden, wenn die Gesamtplanung nicht schon in ihren Grundzügen mangelhaft werden soll.
3.    Wichtige Gesichtspunkte sind vorgefundene
–   Topographie
–   Wohnbereiche
–   Besonders dabei zu beachten: Soziologische Struktur der Bevölkerung
–   Versorgungsbereiche
–  Ansiedlung von Handwerk und Gewerbe (kommunale Steuerbringer)
–   Bildungseinrichtungen (Schulen, Theater, Museen, Sonstige)
–   Einrichtungen der Gesundheitspflege (Kranken- u. Reha-Häuser etc.)
–   Sport- und Freizeitanlagen (offen oder gedeckt)
–   Kirchliche Einrichtungen
–   Einrichtungen der Ver- und Entsorgung
–  Verkehrsinfrastruktur des örtlichen und überörtlichen Netzes.
Die Reihenfolge stellt keine Wertung dar!
4.   Die meist unterschiedlichen vorhandenen Gegebenheiten müssen aufeinander abgestimmt werden, um keine Nachteile in jeder Hinsicht entstehen zu lassen.

5.   Es ist grundlegend falsch, bei anstehenden Entscheidungen auch nur eine der unter 3. genannten Gesichtspunkte nicht ausreichend zu berücksichtigen .
6.   Deshalb ist die oft praktizierte Vergabe von Gutachten unter nur einer oder wenigen Zielvorgaben in aller Regel auf Dauer für eine Orts- oder Stadtentwicklung schädlich.
Die zumeist nicht fachkundigen Ratsmitglieder müssen sich hier auf die verantwortlichen Mitarbeiter der Baubehörde verlassen können.

Aus diesen Grundforderungen sind Schlüsse zu ziehen.
       Auf Bergisch Gladbach bezogen bedeutet das:
a)   Eine kontinuierlich fortgeschriebene Entwicklungsplanung ist nicht festzustellen.

b)   Anstelle integrierter Lösungen ist eine Planung für Einzelbereiche getreten. Dies gilt besonders für die Bereiche
–   Ansiedlung von großflächigem Handel oder Gewerbe
–   Ausweisung von Wohnbauflächen
–   Verkehrsplanung.
c)   Die Nachteile großer Einkaufszentren auf den örtlichen Einzelhandel in den Stadtkernen ist inzwischen allgemein bekannt. Sogenannte „Ankermieter“ verdrängen gewachsene Strukturen. Die Feststellung gilt für das gesamte Bundesgebiet und weltweit. Sie ist übrigens seit den Fünfzigern unter Stadtplanern durch die Erfahrungen in Amerika und Russland bekannt.

In den Zentren von Bergisch Gladbach uns Bensberg ist die negative Entwicklung (Leerstände und Standortwechsel) deutlich zu erkennen. Folge: Höherwertiges wird hier kaum noch angeboten. Zum Erwerb sucht man andere Nachbarstädte oder Gemeinden auf.
d)    Der Trend zum Angebot größerer (und damit teurerer) Wohnungen in zentrumsnahen Neubauten hält an. Es sind immer mehr Leerstände an Einzelhandelsflächen zu beklagen.
e)    Das Verkehrsaufkommen in Bergisch Gladbach wird wie andernorts immer größer. Noch immer werden Verkehrslösungen angeboten, die längst als überholt angesehen werden müssten.
Beispiel: Knoten Hauptstraße / Odenthaler Straße. Seit den Fünfzigern muss bekannt sein, dass ein Kreisverkehr -wie auch immer gestaltet- gegenüber Ampellösungen Vorteile bietet.
f)    In diesem Fall wird deutlich, wie wenig sich die derzeit Verantwortlichen über die Bedeutung von Stadtgestaltung Gedanken machen. Vom Marktplatz bis Strundorf erlebt die Stadt eine Verödung, der dringend Einhalt geboten werden muss.
g)  Die Offenlegung der Strunde im Bereich das Parkplatzes Buchmühle wird dieser Verödung nicht Einhalt gebieten können wenn es nicht gelingt, den Bereich der östlichen Hauptstraße, der Feuerwache und des Waatsack nebst Nachbargebäuden für attraktiven Einzelhandel zu aktivieren.
h)   Ich halte eine wie auch immer geartete Ampellösung am Waatsack für eine schlimme städtebauliche Fehlleistung. Meine Meinung stütze ich auf umfangreiche eigene Untersuchungen und Fotos von Kreiseln im In- und Ausland.
gez. Hardi Wittrock, 06.01.2012

Schon 1965 schrieb Alexander Mitscherlich sein berühmtes und oft zitiertes Büchlein „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“ und es wurde gelästert: „Was der Krieg in unseren Städten hat stehenlassen, verschandeln jetzt unsere Bauräte“.

Anregungen
Marktgalerie   
– Auch als Leserbrief in der BLZ vom 14.10.2016
Für Bensberg will Centerscape bis Dezember einen neuen Vorschlag ausarbeiten und dem Rat vorlegen.
Eigene Studien und Presseberichte lassen erkennen, dass Kaufhäuser (Vollsortimenter) für gewachsene Strukturen schädlich sind. In aller Regel ziehen diese eine Käuferschicht an, deren Einkommen eher als niedrig zu bezeichnen ist.
In der Folge bleiben die „guten“ Kunden aus, was zu einer Abwanderung des
gehobenen Einzelhandels und oft zur Geschäftsaufgabe führt.
Das ist auch in Bergisch Gladbach deutlich zu erkennen.
In vielen Städten hat man das schon lange erkannt und setzt auf einen vielfältigen Fachhandel, der die Bedürfnisse aller Käuferschichten zu befriedigen in der Lage ist.
Ein Supermarkt in der Schloßstraße birgt die Gefahr einer weiteren Abwanderung von Fachgeschäften, die ja schon seit einigen Jahren zu beobachten ist.
In Bensbergs Ortsteilen Refrath, Moitzfeld und Herkenrath gibt es bereits Märkte, die den täglichen Bedarf befriedigen können, und bei denen Parkplätze bequem -ohne Auf- und Abstiege- zu erreichen sind.
Es wird aus diesen Stadtteilen kaum jemand in die Schloßstraße zum Einkauf fahren, wenn er das dortige Angebot auch in der Nähe findet.
Wenn sich in einer neuen Marktgalerie eine Anzahl guter Fachgeschäfte niederlassen würden, die nicht auf einen Massenandrang angewiesen sind, sondern auf eine zahlungskräftige Kundschaft, die es ja rund um Bensberg-Mitte gibt, dann stellt sich auch die Frage nach Parkplätzen nicht im gleichen Ausmaß.
Das Objekt selbst darf nicht durch ausgefallene Architekturdetails auffallen. Dazu gehört auch, dass nicht die Erschließung unterschiedlicher Verkehrsebenen zum entscheidenden äußeren Gestaltungselement wird.
Der Rat wird eine Entscheidung zu treffen haben, die für Bensberg als Einkaufsplatz mit eigenem Flair oder Allerweltsort von nachhaltiger Bedeutung ist.

Anmerkung:  Die Ausführungen zu den Zentren entsprechen dem jeweiligen Wortlaut von Referaten.

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